Kompetenz oder Charakter: Was macht einen guten Projektmanager aus?

was macht einen guten projektmanager aus?

Projektmanager sind den unterschiedlichsten Anforderungen und Interessen ausgesetzt. Sie müssen sich mit den Auftraggebern oder Kunden auseinandersetzen und deren Vorgaben bezüglich Zeit- und Budgetplan einhalten. Sie müssen, sofern sie Projekte innerhalb von Unternehmen leiten, ihre Vorgesetzten zufriedenstellen. Und nicht zuletzt sollten sie auch sicher sein, ein Team aus völlig unterschiedlichen Menschen anzuleiten, die meist aus untereinander fremden Fachbereichen kommen und eventuell noch nie zusammengearbeitet haben. Ich frage mich: Gibt es nun einen speziellen Typus Mensch, der diesen Herausforderungen besonders gut gewachsen ist? Und wie muss sich ein guter Projektmanager verhalten, wenn er ein Projekt zur Zufriedenheit aller Beteiligten abschließen möchte? Liegt der Schlüssel dazu in seinen Handlungen oder doch eher in seiner Persönlichkeit?

Gibt es einen „Typus Projektmanager“?

Ich selbst habe in verschiedensten Projekten gearbeitet und dabei unterschiedliche Typen von Projektmanagern kennengelernt: Da war der Typus des „gestrengen Patriarchen“, der genaue Vorgaben machte, die Hierarchien hoch hielt, die Projektplanung fast allein erstellte und der weniger auf persönlichen Gesprächen als auf wöchentlichen Verlaufsberichten bestand. Da war – als extremes Gegenbeispiel – der „Kumpeltyp“, der für flache Hierarchien sorgte, alle Sorgen und Nöte seiner Teammitglieder ernst nahm und versuchte, bei der Projektplanung alle Interessen zu berücksichtigen.

Beide Arten durch ein Projekt zu führen, brachten ihre Vor- und Nachteile mit sich: Der Vorteil der ersten Variante war ein sehr strukturiertes und zügiges Arbeiten; dafür fühlten sich die Teammitglieder nicht in alle Entscheidungen eingebunden und standen teilweise nicht hinter ihnen. Die zweite Variante führte zu oft langen und manchmal ergebnislosen Diskussionen, da nicht alle Interessen unter einen Hut zu bekommen waren; dafür hatten meist alle getroffenen Entscheidungen großen Rückhalt bei den Teammitgliedern und auch den Auftraggebern. Ist nun eine der beiden Varianten besser als die andere? Oder muss ein Projektmanager einen Mittelweg finden?

Was ist ein guter Projektmanager?

Um zu analysieren, was einen guten Projektmanager ausmacht, sollten wir zunächst anschauen, wie Management definiert wird: Peter Drucker, Pionier der Managementlehre, beschreibt dessen Funktion wie folgt:

„Menschen durch gemeinsame Werte, Ziele und Strukturen, durch Aus- und Weiterbildung in die Lage zu versetzen, eine gemeinsame Leistung zu vollbringen und auf Veränderungen zu reagieren.“

Oder noch einmal ein wenig anders ausgedrückt:

„Die Aufgabe des Managements besteht darin, Menschen in die Lage zu versetzen, gemeinsam Leistungen zu erbringen. Es muss ihre Stärken nutzen und ihren Schwächen die Bedeutung nehmen. “

Diese Funktion des Projektmanagers wird auch in seinem Synonym, dem Begriff Projektleiter, deutlich: Der Projektmanager muss seine Teammitglieder durch das Projekt leiten, muss sie zu guten Ergebnissen führen.

Nicht die Methodenkompetenz ist entscheidend

Die wichtigste Voraussetzung für einen erfolgreichen Projektmanager ist daher nicht seine Methodenkompetenz. Natürlich sollte er wissen, worauf es bei der Projektplanung ankommt, wie man einen Zeit- und Budgetplan erstellt, wie Meilensteine geplant und mit welchen Hilfsmitteln Planungen visualisiert werden. Das ist Handwerkszeug, das sollte ein Manager beherrschen. Noch wichtiger allerdings ist die soziale Kompetenz des Projektleiters.

Nun ist soziale Kompetenz ein Schlagwort, das heute in jeder Stellenanzeige gefordert wird. Für den Projektmanager bedeutet es ganz konkret:

  • Er braucht Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen. Er muss sich sowohl in die Interessen und Bedürfnisse seiner Auftraggeber bzw. Kunden einfühlen können als auch in die Interessen und Wünsche seiner Teammitglieder.
  • Er braucht Konsensfähigkeit: Wie anfangs schon beschrieben, steht der Projektmanager zwischen vielen unterschiedlichen Interessen. Diese muss er vereinen, muss Kompromisse finden und schließlich eine gemeinsame Linie finden.
  • Auf der anderen Seite benötigt er auch die Fähigkeit zur Auseinandersetzung: Er muss Konflikte austragen können. Denn erst die offene Auseinandersetzung zwischen gegenlaufenden Interessen zeigt auch die Gemeinsamkeiten und den Weg zum Kompromiss.
  • Er braucht Integrationsfähigkeit: Er muss die unterschiedlichen fachlichen Fähigkeiten seiner Projektmitarbeiter so einzusetzen wissen, dass diese dem Projektziel am besten dienen. Gleichsam muss er bei seinen Teammitgliedern ein Bewusstsein für die gemeinsame Verantwortung schaffen  – nicht jeder Einzelne bearbeitet sein Aufgabengebiet, sondern alle arbeiten als Team für das Projektziel.

Gute Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg

Zusammengefasst braucht ein Projektmanager meiner Meinung nach vor allem Kommunikationsfähigkeit – denn etwa 50 bis 80 Prozent des Projektmanagements sind Kommunikation. Und noch ein weiterer wichtiger Punkt ist entscheidend: Ein guter Projektmanager lebt das Projektziel vor. Zwar ist der Projektleiter meistens nicht in der glücklichen Lage, das Projektziel selbst bestimmen zu können, aber er muss dahinterstehen und es guten Gewissens nach außen vertreten können. Es macht tatsächlich wenig Sinn, wenn ein Atomkraftgegner ein Projekt leiten soll, indem neue Software zur Steigerung der Effizienz von Atomkraftwerken entwickelt wird. Bei aller Professionalität wird der Atomkraftgegner nicht authentisch hinter dem Zweck seiner Aufgabe stehen können. Diese Authentizität muss er aber mitbringen, um das Projektteam zu motivieren, um zu zeigen, dass alle gemeinsam für ein gutes Ziel arbeiten. Denn ein guter Projektmanager muss die Mitarbeiter in seinem Projekt von dessen Sinn überzeugen. Dadurch gibt er ihnen Orientierung und nimmt seine Führungsverantwortung wahr.

Was meinen Sie? Welche Eigenschaften und Kompetenzen sind die wichtigsten für einen Projektmanager? Und was zählt mehr? Know-How oder Soft Skills?

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4 Kommentare

  • Hallo Herr Jung,
    ein sehr interessanter Beitrag zum Thema Kompetenzen und Eigenschaften eines Projektmanagers. Aus meiner Sicht ist methodisches Vorgehen Voraussetzung für jeden Projektmanager und muss vorhanden sein, um auch ans Ziel zu kommen. Meine persönliche Erfahrung ist jedoch, dass der Methodenkoffer alleine kein Erfolgsgarant ist, sondern vor allem die Kommunikation der Key-Player im Projekt ist. Der gesunde Mix macht es aus.

    Viele Grüße,
    Andreas Obermair

    • Hallo Herr Obermair, vielen Dank für Ihren Kommentar. Sie sprechen einen wichtigen Punkt an: Man sollte Projekte ganzheitlich betrachten (Menschen, Methoden, Termine, Kosten, etc.) und natürlich auch die wichtigsten Stakeholder im „Griff“ haben 😉 Beste Grüße, Steffen Jung

  • Sascha Thattil sagt:

    Hallo Herr Jung,

    meiner Meinung nach sind die Soft Skills um einiges wichtiger als das Know How. Der Projekt Manager muss ein grosses Spektrum an Interessen (Management, Kunde, Mitarbeiter) vertreten und den besten Weg finden.

    Die Team Dynamik unter Kontrolle zu bringen und gleichzeitig die Interessen des Managements zu wahren bedarf einiges an Fingerspitzengefühl. Gleichzeitig sollte der Projektmanager nicht allzu sanft auftreten, denn Ziele müssen eingehalten werden.

    Ich habe mir auch ein paar Gedanken hierzu gemacht: http://www.yuhiro.de/was-einen-guten-projektmanager-ausmacht/

    Ihren Beitrag habe ich dort auch verlinkt.

    Danke nochmal für Ihren tollen Input.

    Freundliche Grüsse
    Sascha Thattil

    • Hallo Herr Thattil,
      haben Sie vielen Dank für Ihre Gedanken und auch die Link-Anregung in Ihrem Beitrag. Da sprechen Sie einen ganz wichtigen Punkt an: Neben der fachlichen Kompetenz sind auf jeden Fall die Soft Skills eines jeden Projektmanagers ganz wichtig und unterstützen auch die Ziel-Erreichung.
      Freundliche Grüße
      Steffen Jung

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