Design Thinking ist ein offenes, kundenorientiertes System für Problemlösungen oder zur Entwicklung neuer Ideen. Bei dieser Methode steht der Kunde oder vielmehr potenzielle Konsument im Mittelpunkt, also seine Vorlieben und Bedürfnisse. Der Kreationsprozess erfolgt also weniger aus Sicht des Produzenten, sondern aus Sicht des Nutzers. Ebenso charakteristisch für die Methode ist, dass zu Beginn alles auf Anfang gesetzt wird. Nichts wird als gegeben vorausgesetzt. Ähnlich wie bei wissenschaftlichen Vorgehensweisen, arbeiten sich die Akteure Schritt für Schritt durch den Erkenntnisprozess, beobachten, befragen, hinterfragen, bewerten.
Rahmenbedingungen:
Die Arbeit erfolgt in heterogenen Teams, die möglichst viele Sichtweisen und Kenntnisse einbringen sollen. Im Normalfall besteht ein Team aus etwa fünf bis sechs Personen. Groß genug, um verschiedene Themen abdecken zu können, aber klein genug, um handlungsfähig zu bleiben.
Die agierenden Personen bringen jeweils ihre eigenen Kenntnisse mit, so dass der Prozess sowohl im Hinblick auf die wirtschaftliche Rentabilität und technische Machbarkeit, als auch auf emotional-menschlicher Ebene beurteilt werden kann. Ideen und Projekte, die in der Schnittstelle dieser drei Felder entstehen, versprechen am meisten Erfolg. Sie werden weiterverfolgt.
Design Thinking im Projektmanagement
Im Projektmanagement eignet sich Design Thinking für verschiedenste Bereiche: Zum einen natürlich bei der Produktentwicklung, zur Erschließung neuer Märkte beziehungsweise Zielgruppen sowie zum besseren Stakeholder-Management. Hier wird die Sichtweise der Menschen hinter den Produkten mit einbezogen, die des Kunden, Auftraggebers und Verbrauchers. Zum anderen kann auch das Qualitätsmanagement durch diese Methode verbessert werden, durch Einbeziehung von Faktoren, die über den reinen Produktionsprozess hinausgehen.
Sechs-Schritte-System:
So erfolgt die Umsetzung von Design Thinking
Schritt 1: Aufgabe formulieren
Wie lautet das zu lösende Problem oder die anzugehende Aufgabe? Es gilt, allen Mitarbeitern ein gemeinsames Verständnis für den Kern der Aufgabe zu vermitteln, um offen und unvoreingenommen an die Sache heranzugehen. Doch gerade für langjährige Mitarbeiter kann der Prozess „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, mitunter schwierig sein. Die ersten erarbeiteten Lösungsvorschläge werden als reine Hypothesen betrachtet, die nach Schritt 2 entweder bestätigt oder verworfen werden.
Schritt 2: Beobachten
Hier gilt es die Bedürfnisse des Kunden, Users oder Konsumenten zu erfassen. Die am Kreationsprozess beteiligten Mitarbeiter legen nach und nach ihre eigene Perspektive ab und nehmen die des Kunden ein. Sie versuchen, sich in ihn hineinzuversetzen. Hilfsmittel können Kundenbefragungen, Interviews oder das Auswerten von Kundenfeedbacks und Bewertungen sein. Danach zeigt sich, welche der in Schritt 1 definierten Hypothesen damit übereinstimmen und welche nicht.
Schritt 3: Zusammenführen
Die Hypothesen aus Schritt 1 werden mit den konkreten Beobachtungen aus Schritt 2 zusammengeführt. Daraus wird ein Standpunkt definiert, der für den weiteren Kreationsprozess wichtig ist. Vor allem um eigene Vorstellungen von denen des Kunden unterscheiden zu können. Hilfreich kann es an dieser Stelle sein, eine ideale „Prototyp-Zielgruppe“ auszuformulieren. Wen betrifft das Problem? Wer wird von dem Produkt / der Dienstleistung am meisten profitieren? Welche Interessen, Vorlieben, Bedürfnisse hat diese ideale Zielgruppe?
Schritt 4: Ideen entwickeln
Nun geht es an die Entwicklung der Ideen und Lösungen. Diese werden zunächst gesammelt, dann bewertet, anschließend priorisiert. Sprich die kreativen Kräfte werden auf die erfolgversprechendsten Ansätze fokussiert.
Schritt 5: Prototypen ausarbeiten
Bei diesem Schritt geht es daran, ein konkretes Design bzw. Produkt zu entwickeln. Welche Materialien kommen zum Einsatz? Welche Features hat das Produkt? Wieder werden Ideen ausgesiebt, die in Schritt vier vielversprechend klangen, sich aber in der Praxisphase nicht bewähren. Kann die Firma die technologische Umsetzung fachlich bewältigen? Welche Nachteile hat das Produkt? Entspricht es den optischen und funktionellen Erwartungen? Müssten an bestimmten Stellen Abstriche gemacht werden?
Wichtig: Ein Prototyp ist kein fertiges Endprodukt. Es muss nicht alles perfekt sein. In die Ausarbeitung kleiner Details sollte nicht zu viel Zeit investiert werden. Daran kann weitergearbeitet werden, wenn Schritt 6 erfolgreich gemeistert wurde.
Schritt 6: Testen
Die Testung erfolgt durch den Kunden bzw. die potenzielle Zielgruppe. So wie Filme einem Testpublikum vorgeführt werden, bevor sie millionenfach über die Kinoleinwände flimmern, so wird das Produkt auch hier erstmal einer kleinen Testgruppe unterbreitet. Deren Feedback, Lob, Kritik oder Verbesserungswünsche fließen in die Endauswertung ein. Sind mehrere Prototypen im Rennen, ist eine endgültige Entscheidung für eine Variante zu treffen.
Design Thinking ist richtig angewandt eine sehr effektive Methode, um Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die neue Käufer ansprechen sollen. Sie ist jedoch aufwändiger als andere Methoden. Daher ist individuell abzuwägen, für welches Projekt diese Methode Sinn macht. Bei einfachen Fragestellungen eignen sich die Brainwriting Pool Methode oder Mind Maps. Soll es bereits konkret werden, hilft der Morphologische Kasten weiter. Wer noch offenere, heterogene Ansätze anstrebt, kann auch das World Café hinzuziehen.
Wenden Sie Design Thinking im Arbeitsalltag an? Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Worin sehen Sie Vor- und Nachteile?